Pressestimmen 02.08.99

Allgemeine Irritationen über Stuttgart 21
Projekt auf dem Abstellgleis ? - Teufel fordert Klarheit von der Bahn - Konträre Situation im Landtag

Der Eindruck, die Deutsche Bahn AG habe die beiden Großprojekte Stuttgart 21 und ICE-Trassenverlängerung Stuttgart-Ulm auf Eis gelegt, und Auseinandersetzungen darüber, wie die Vorhaben wieder in Bewegung gesetzt werden könnten, beherrschte die Debatte über das ,,Jahrhundertprojekt" in der 69. Landtagssitzung am 15. Juli. Während Ministerpräsident Envin Teufel - mit Unterstützung der Koalitionsfraktionen CDU und FDP/DVP sowie der SPD - auf dem Vollzug beider Vorhaben bestand, wollen die Grünen wenigsten (,,Stuttgart 21 ist mausetot") eine Modernisierung des Hauptbahnhofs und den Bau der Schnelltrasse erreichen, da eine Strategie des alles oder nichts zu nichts führe. Die Republikaner vertraten die Linie der Grünen. Teufel forderte die Deutsche Bahn AG kategorisch auf, die Irritationen zu beenden, und die Verwirklichung von Stuttgart 21 rasch in Angriff zu nehmen

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Abg. Egon Eigenthaler (REP) sah das ,,Jahrhundertprojekt" gefährdet. Die Pläne de Bahn AG, stellten sowohl Stuttgart 21 wie auch die Schnellbahntrasse nach Ulm in Frage. ,,Das Ganze riecht förmlich nach einer Beerdigung auf Raten." Ein Streckenbau nur bis Wendlingen wäre ein irrwitziger Torso, der als Rekordsubventionsgrab in die Verkehrsgeschichte einginge. Die Finanztöpfe seien leer. Der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Siegmar Mosdorf, spekulierte bereits auf Zuschüsse aus der EU. Eigenthalers Zwischenbilanz: ,,Ein heilloses Durcheinander".

Für ihn steht jedoch fest:,,Der Bau einer neuen Schnellbahntrasse nach Ulm kann nicht finanziert werden, und Stuttgart 21 befindet sich auf dem Abstellgleis." Er vertrat die REP-Auffassung, der oberirdische Stuttgarter Bahnhof ließe sich mit bedeutend geringerem finanziellen Aufwand so modernisieren, dass der Kopfbahnhof bestehen bliebe und Stuttgart dennoch nicht vom Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn abgehängt werden würde. ICE-Züge hätten vorne und hinten einen Triebkopf und müssten nicht mehr umständlich hin und her rangiert werden. Wenn die Zufahrtgleise im Norden und im Osten ausgebaut würden, könnten Züge auch parallel einund ausfahren. Die Leistungsfähigkeit des Hauptbahnhofs hänge also nicht von einer Untertunnelung ab. Eigenthalter: ,,Geben Sie das gescheiterte Prestigeobjekt auf! Vermeiden Sie weitere Fehlentscheidungen, die zu einem Milliardengrab führen!"

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